Ein Suchtpräventionskonzept, das ankommt!
Während die Schülerinnen nach und nach in die Aula traten, verschaffte sich Gerhard Dautzenberg am Saxophon bereits eine durchdringende Präsenz mit seiner eindrucksvollen mehrminütigen Soloeinlage vor einer grellroten Kulisse.

„Willkommen meine Damen und Herren… in der Unterzahl“
Mit diesen Worten begrüßte das Improviosationstheater RequiSiT sein heutiges Publikum.
Nachdem Theaterpädagogin Nora Staeger charmant und mit viel Witz die Besonderheiten dieser Theaterform dem jungen Publikum erläutert hatte, forderte sie es auch schon auf, Begriffe in den Saal zu rufen. Alles war erlaubt, sofern es nicht mit dem Thema Sucht zu tun hatte.
Das fünfköpfige Ensemble inszenierte daraufhin spontan kreative Kurzgeschichten. Laute und leise Szenen wechselten sich so schnell ab, dass der Auftritt zu einem überaus unterhaltsamen, kurzweiligen Bühnenspektakel wurde.
„Gebt Euch selbst einen Applaus, ihr seid großartig“ – so verabschiedete sich die sympathische Truppe zunächst von der Bühne.

Dies war jedoch nur der Nebenschauplatz für das, was folgen sollte
Ziel war es bis dahin, eine gelassene Atmosphäre zu schaffen, um so für die anschließende Gesprächsrunde das Vertrauen der Achtklässlerinnen und damit direkten Zugang zu ihnen zu gewinnen.
Jeder Klasse schloss sich jeweils einer der Darsteller an. Was die Darsteller vereinte, ist eine Vergangenheit im Zeichen der Sucht. Authentisch und glaubwürdig erzählten sie von einem Leben, in dem nichts mehr wichtig ist, außer der Rausch und die Beschaffung der dazu nötigen Substanzen, einhergehend mit dem Kontrollverlust und bis hin zum Weg raus aus der Abhängigkeit.
Mit dieser schonungslosen Darstellung möchte RequiSiT das Bewusstsein für die Entstehung von Sucht schärfen und Präventionsmöglichkeiten aufzeigen.
Sucht ist lange kein Randproblem der Gesellschaft, macht nicht Halt vor Alter und sozialer Schicht und zieht sich von Alkoholismus bis hin zu Verhaltenssüchten wie dem massiven Medienkonsum.
„Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger treten wir an die Jugendlichen heran. Vielmehr möchten wir sie ermutigen, sofern persönlich oder durch Vorfälle im Familien- und Freundeskreis betroffen, sich Hilfe zu holen“, so Staeger.

Lehrer*Innen nicht erwünscht
Die Klassenlehrer und interessierte Kollegen wurden währenddessen in einem separaten Raum beraten und darauf sensibilisiert, Anzeichen frühzeitig zu erkennen und im Bedarfsfall das Gespräch mit Betroffenen zu suchen.
Die Schülerinnen waren von der Leistung der Akteure auf der Bühne und der anschließenden Diskussion sichtlich beeindruckt, sodass sie im späteren Dialog mit ihrer Lehrerin und Initiatorin Magdalena Schwiklinski anregten, das Suchtprävention-Programm des Theater RequiSiT auf jeden Fall auch nachfolgenden Klassen anzubieten.
1995 als kleines EU-Projekt der SiT e.V. gegründet und seit Juli 2012 als eigenständiger Verein (RequiSiT e.V.), begeistert RequiSiT unter Leitung der Diplom- und Theaterpädagogin Nora Staeger mit seinen ehemals suchtmittelabhängigen Darstellern inzwischen in jährlich bis zu 150 Veranstaltungen seine Zuschauer. Es bietet ein buntes Potpourri an Veranstaltungen – von den Suchtpräventions-Veranstaltungen an Schulen und für Auszubildende bis hin zu Improshows am Abend. Das Suchtpräventions-Projekt des Improvisationstheaters RequiSiT wird finanziell unterstützt von der R+V Betriebskrankenkasse.
Monya Tarara